Fünftälerstadt  -  Geislingen a.d. Steige



Wie gesagt, aus fünf Tälern besteht sie, die Stadt unter Helfenstein und Ödenturm. Oberes und Unteres Filstal, Eybtal, Rohrachtal und Längental, um sie alle beim Namen zu nennen, bilden den Stern um den sog. Sternplatz, bis heute der Verteiler des menschlichen Verkehrsflusses in die diversen Taleingänge.

Und in der Tat, die Geislinger Talkessellandschaft ist sozusagen von unten nach oben grob dreigeteilt. Da wäre grundlegend der Talboden, der gleichzeitig der Durchflussort von Fils, Rohrach, Eyb und dem kleineren Bach im Längental ist. Der längste, der schliesslich in den Neckar mündet, ist der Fluss Fils, die anderen Drei haben nur ein relativ kurzes Stück eigenen Wegs und münden an verschiedenen Stellen justament in diesem Talkessel in die Fils. Letztlich münden also auch sie in den Neckar.

Der Talboden ist somit eigentlich ein Wasserstrassengeflecht. Wo das Wasser nicht in seinem Bett fliesst, wird bzw. v.a. wurde es umrahmt von einer Uferauenlandschaft. Durchfeuchtete Wiesen bildeten das Dazwischen.

 

Wer den Ort mit dem Auto durchquert, wird all dies hier nicht suchen. Von Amstetten her kommend befährt man die Geislinger Autosteige gerade unterhalb der berühmten Eisenbahnsteige und wird dabei die Rohrach nicht entdecken  Von Bad Überkingen oder Wiesensteig herfahrend, hier und dort erhascht man einen Blick auf die schon ganz stattliche Fils. Die Eyb bleibt für den Autofahrer unsichtbar. Nur gen Kuchen/Göppingen überquert man eine Brücke unweit des sog. Siechenhauses, enem gehüteten mittelalterlichen Ueberbleibsel umrahmt von Industrie und Strasse, wobei es sich um die breit angelegt dahinplätschernde Fils handelt, die hier gerade ihre 90-Grad-Richtungsänderung vornimmt.

Wer also das so prägende Fluss-und Bachsystem bzw. seine wenigen offen liegenden Überbleibsel kennen lernen und damit einen Blick auf Geislingens Entwicklungsgeschichte werfen will, die landschaftliche Ausgangssituation, wird hier anhalten müssen. Wenn er sich dazu entschliesst, ist er die nächsten Stunden beschäftigt. Denn es gibt dabei wirklich viel zu entdecken.


Nummer 1: Rohrachtal

Den Anfang macht das eben benannte Rohrachtal, gleichzeitig das Tal, in dem der bekannte Eisenbahnaufstieg auf die Alb stattfindet und das eher regional vielgelobte Naturschutzgebiet in naher Nähe zum Geislinger Stadtkern liegt. Es heisst nach seinem Tal bildenden Gewässer, der Rohrach, deren Namensgebung wiederum auf das Rohrdickicht zurückgeführt werden kann, einem Eldorado für viele Tierarten zusammen mit einem See, dicht an der Rohrach gelegen, die von mehreren Hangwassern gespeist wird. Die Rohrach mausert sich auf der Hälfte der Talstrecke vor der Stadtbebauung zu einem einmal mehr einmal weniger Wasser fassenden Baum gesäumten, von kaum ins Gewicht fallender menschlicher Beeinflussung gestörtem, natürlich dahin strömendem Bach, begleitet von einem in weiten Teilen recht angenehmen Spazierweg. Gewöhnungsbedürftig ist auf dem aufgrund der Naturereignisse ausgeschilderten Weg nicht nur der Blick auf die schnell befahrene Autostraße, sondern auch auf die darüber liegende Eisenbahntrasse, beides eine je nach Jahreszeit und damit Zustand der Lärm abhaltenden Baumbestände geringere oder starke Geräuschkulisse.Der massive Taleinschnitt der Rohrach wirkte schon in alter Zeit durchaus beängstigend und hat auch heute, v.a. in der Nähe menschlicher Bewirtschaftung und aufgrund des Anblicks der abgesicherten Felswände an der Steige einen authentisch düsteren Charakter. Die Besonderheit der diversen Wasserzustände machen das Tal zu einer Besonderheit in der daran interessierten Tierwelt. Tatsächlich findet man in dessen Umkreis, einige Arten, denen man nicht mehr unbedingt häufig begegnet. Mit Schafstelze, Wasseramsel, Zaunkönig und weiteren, die sich auch an den anderen Flüssen des Geislinger Talkessels einfinden, seien nur einige genannt.

 


Nummer 2: Zillerstall/Bad Überkingen

Filstal Mündung Geislinger Talkessel:

Oberhalb der Talsohle, auf der linken Talseite, verlaufen mehrere Wege, Spazierwege, die u.a. auf gleicher Höhe in den Höhenrandzonen des benachbarten Bad Ueberkingen enden, weiterführen...Viele Menschen nutzen diese Spaziermöglichkeiten unter der Woche, an Wochenden, weil sie leicht erreichbar sind und durch ein schönes Stück Natur zwischen Stadt und Kurort führen. Es ist alles dabei, was die hiesige Gegend so attraktiv macht: Streuobstwiesen und Schrebergärten, Wacholderheide und Buchenwälder, die den steilen Hang bewachsen.

Man braucht nur zu wählen! Ja, selbst die Feuchtwiese ist im Spazierprogramm auf Wunsch inbegriffen, denn hinten in der Ausbuchtung, gerade so über dem Albrandort Türkheim, befindet sich eine Quelle. Und wenn es genügend Wasser hat, purzelt es nicht nur selbst in Stufen, in Armen sich im sanfteren Hangbefeich verteilend, denselben hinunter, diverse Frühlingspflanzen tun es ihm nach, und so mancher Lurch geht seinen Geschäften nach. -Ein paar Schritte weiter hat der junge Geislinger vortreffliche Schlittelmöglichkeiten, wie die baumfreie Wiese sie nicht schöner bieten könnte (freilich muss man unten Streuobstbäume berücksichtigen). Direkt anschliessend breitet sich ein dichtes Schlehengebüsch aus, eine Genussweide für Vögel, Insekten und menschliche Augen und so geht es fort und fort. Allein und gerade nur auf dieser kurzen Strecke auf der linken Filstalseite, im sog. Zirstel.

Du willst zurück? Der Waldweg bietet vor allem im Winter schöne Durchblicke, im Sommer, bei heissem Wetter aber kühle frische Luft. Die schlanken hellgrauen glatten Buchenstämme werden kratzbürstig strebend von Kiefern unterbrochen, die südliche Akzente setzen.

 

Hier, im Waldrandgebiet, gefällt es dem einen oder anderen Specht, auch dem grünen solchen, der schon auch in den Streuobstwiesen nach Nahrung sucht.

 

Vom Waldweg aus geht der eine oder andere Weg ab, hinauf auf die Albhochfläche. Der eine ist ein recht schmaler, darob "Diebsteig" genannt. Durch die Bäume hindurch kann man den steilen Hang hinaufspähen, sieht den Albrand, wundert sich über die Steilheit und bewundert die Standhaftigkeit der Bäume. So mancher ganz und gar alte, riesig breite befindet sich unter der riesigen Anzahl der hohen schlanken Buchenbäume.   


Nummer 3: Filstal, Richtung Göppingen

Filstal, Talmündung, rechte Seite Michelsberg: Wohin schauen, hierherum, dort herum um die Innenseite des Filskniehanges? Gerade hinauf sich begeben?

Jedenfalls sind wir tatsächlich in einer anderen Welt, am unteren Hangteil des Michelbergs. Der ragt an dieser Stelle wie ein Elefantenrücken in die Tallandschaft, weswegen es in Geislingen (Altenstadt) eine ganze Menge "unterer Hangteil" Michelberg gibt, nämlich auf der einen, auf der anderen Seite und in der Mitte. Vor allem die eine, die Seite, die ich hier meine, hat einen eigenen Charakter. Es ist die schmale Hangseite, gerade gegenüber dem Zirstel, wie geschrieben, eine ganz andere Welt. Die Zirstelianer, sie kommen wohl seltener an den Michelberg, um spazieren zu gehen. So klein der Talkessel, so viele Stadtviertel und Erholungsgebiete gibt es doch.

Und das ist erst der Anfang!

Also gerade so gegenüber dem Zirstel, da hat es am Rand der unteren Hangzone etliche Schrebergärten und Schafweiden-Anlagen. Und dazwischen und rechts davon oder darunter stehen Streuobstbäume, meistens doch auch höheren Alters. Der Wald aber hat sich weiter nach oben zurückgezogen. Man kommt mit ihn, hier spazierend nicht so richtig in Verbindung, hat dafür aber eine schöne Aussicht bis auf die Hausdächer von Bad Überkingen.

Leider holt uns überall die Zeit ein. Und deshalb sieht man auch etliche weniger schöne Industrie- und Geschäftsanlagen, wie es halt gerade so kommt und nicht darauf ankommt. Vermeintlich zweckmässig eben. Ach ja, und ganz und gar wichtig: Fast ganz versteckt hinter den Häuserhässlichkeiten die Fils mit dichtem Bewuchs, in dem sich der Unrat der Zeit verfängt. Eigentlich eine schöne Sache, aber eben nahe der vermeintlichen Zivilisation!


Nummer 4: Längental

Bäche werden hier auch keine Flüsse, zu kurz ist die Strecke, die sie für sich alleine zurücklegen. So verhält es sich mit dem Bach im Längental, der in die Eyb fließt, von der noch zu sprechen sein wird, die wiederum in die Fils mündet, zu der sich die Rohrach gesellt hat.

Alles Wasser, da sich so im Geislinger Umkreis seinen Weg duch die Albaufschichtung bahnt, findet also hier zusammen, und zwar letzlich am Ausgang des Talkessels, auf Kuchen zu, die Nachbargemeinde.

Der Längentaler Bach säumt einen Fußweg, der auf der, vom Ort aus gesehen linken Talseite dahin plätschert. Nähert man sich dem Tal, vom Geislingen her, den Eisenbahntunnel unterquerend, gabelt sich das Sträßchen, links führt es leicht erhöht über dem Talboden bis zum Ende des Tals, denn es handelt sich um eine Art "Sacktal", um sich am Ende angekommen, mit dem Fussweg der anderen Talseite zu vereinigen, und zwar an einem weiherähnlichen Tümpel, der nicht unbedingt anheimelnd wirkt. Von dort aus führen viele Wege auf die Albhochfläche, aber das ist noch nicht alles, es ist noch viel komplizierter, denn der Fußweg war weiter vorne der schon benannte erste schmale Fahrweg, der immer Bachlängs an einer Ansiedlung vorbeiführt bis zum Schützenhaus und zum Campingplatz, wo man zwischen drei Möglichkeiten wählen kann. Entweder man geht den Fußweg, um schließlich ans Talende wie schon  benannt zu gelangen, oder man zweigt von selbigem ab und steigt allmählich halbhangs sozusagen die Alte Stöttener Steige hinan, in den gleichnamigen Ort führend, oder man wählt am Campingplatz vorbei den Fahrweg, der schließlich im Längentaler Nichts endet. Alles klar.

Zwischen den beiden Fahrstrassen gibt es neben dem Campingplatz allerlei Schrebergartenanlagen und gärtnerische Überbleibsel.

Denn das Längental war einmal ein wichtiger Anbauboden für die Längentaler Landwirtschaft (mit beliebter Gastwirstschaft noch vor dem benannten Eisenbahntunnel) bzw. Gärtnerei.

Der schmale Taleinschnitt ist also größtenteils menschlicherseits genützt. Die einschließenden Hänge sind es (mit Ausnahme desjenigen, den auch die Alte Weilener Steige quert, denn darüber führt die moderne Fahrstraße), die aufgrund der Talenge sozusagen greifbar nah von Unberührterem künden.

Wenn man es zur Gänze durchquert, das ans Längental von Geislingen her sozusagen anschließende Eybtal, bleibt es einem nicht verborgen, dass es sich auch hier um ein Sackgassental handelt. Es ist vergleichsweise ebenerdig länger, es macht vergleichsweise viele starke Kurven und Wendungen und es ist ein auch heutzutage bedeutsames Durchfahrttal, Großrichtung immerhin Heidenheim und weiter..., Die Albhochfläche kann man nicht nur auf diversen Wanderwegen erklimmen, gleich hinter Eybach geht es die Autostraße hinauf nach Waldhausen, Rechtskurve, ein gerades Stück, hinten im Tal kann man sich für etliche Fußwege, aber auch für den Fahrweg hinauf nach Steinenkirch oder links ein weiteres Tal befahrend hinauf nach Schnittlingen begeben.

Das Eybtal ist dünn besiedelt. Zur Stadt Geislingen gehört der heutige Ortsteil Eybach mit eigenen Traditionen, in der ersten, der Linkskurve des Tales, das ein enges ist, auch an dieser Stelle. Und über der einzigen Talsiedlung baut sich die steile Felswand auf.

Es versteht sich von selbst, das ist orts- und bereichstypisch, führen noch weitere Taleinschnitte auf die jeweiligen Albhochflächen, die allerdings dann nur begehbar sind.

Die Fahrstraßen seien hier insofern besonders hervorgehoben, weil deren drei im Tal aneinandergereiht sind und deren Hineinschlagen in den Hang als Schwerstarbeit hervorgehoben gehört.

Sie fragen sich, wo denn der zum Tal gehörige Bach, Fluss bleibt ---- die Eyb. Da haben wir sozusagen das Talende erreicht und endlich wird der Bach dem Spähenden kurz sichtbar.

Denn: Willst du diesen Eybach erleben, musst du die Beine in die Hand nehmen.


Nummer 5: Eybtal

Dieses Tal ist in seiner Gestaltung das Pendant zum Rohrachtal. Der ebene Grund wird von einem Bach durchzogen, eben der Eyb.  Wer von Geislingen her kommt, wird sie am Fuß des rechten Albrandhanges finden (dort geht auch der Fußweg).

Hineingefressen in die Alb hat sich das Tal mit schmalem flachen Grund, das am Geislinger Ausgang allerlei Menschliches aufzunehmen hat: Einkaufsmöglichkeiten, -Waschanlagen, Sporteinrichtungen und oben drüber, drum herum die Eisenbahnlinie. Auch Fußwege wurden (neben den Autostraßen) nicht vergessen und werden von alters her bewandert.

So schmal wie der Bach so klein fühlt sich der Mensch auf diesen Wegen, und er muss den Kopf in den Nacken legen, um den Himmel zu erblicken oder hinauf zu schauen zum Albrand.

Doch seltsamer Weise gelüstet es hier nicht dazu, sondern zu diesem Zweck begibt man sich auf einen der lokal bekannten Wege auf die Albhochfläche. Sie führen durch den typischen Mischwald mit seinem hohen Buchenanteil, dessen "Unterwanderung" im Frühjahr licht, im Sommer beschattend kühlend im Herbst rotbraun leuchtend und im Winter die schlanke Gestalt des Einzelbaums präsentierend  so abwechslungsreich ist. 

Sollte man, sich gerade am Ortsausgang Geislingens befinden, versuchen, dem Bachverlauf der Eyb nach Geislingen hinein zu folgen, so ist dies aufgrund der Bebauung bis zur Heidenheimer Straße nur schwierig zu bewerkstelligen. Dort trifft man auf die Eyb, über die eine Brücke führt, recht stattlich eingeschnitten in den Talgrund, bewachsen die dort entstandenen Uferhänge. Sie wird am Freibad vorbei, dort kann man sie auf einer Fußgängerbrücke besehen, an einem der anderen Enden der Stadt mit der Fils zusammen kommen. Und hat die Rohrachwasser aufgenommen, deren man am sog. "städtischen Sportplatz" aus dem Firmengelände der Firma WMF heraus fließend noch einmal ansichtig werden kann. 

Doch weiter ins Eybtal hinein begleiten wir streckenweise den Bach, dem wir von erhöhtem Ausgangspunkt immer näher kommen. Vielmehr wir folgen dem Bachbett. Denn die Fließrichtung ist ja gen Geislingen zu.  Hier ist es eigentlich eine Freude zu sein, weil man endlich einmal wieder die Möglichkeit hat, einem Gewässer unverfälschter Art zu begegnen. 

Es ist solcher Art, dass ein, zwei Erwachsenenschritte ausreichen, um es zu überqueren. Steine purzeln so wie Zweigwerk durcheinander. Mächtiger erscheint der drückende Albhang. Und die Alb ist im Eybtal einfach überall. In Eybach angekommen, vergisst man jeglichen Gedanken an das Wasser aufgrund der Mächtigkeit  des auf das Häusergewürfel herab fallenden sog. Himmelsfelsens. Außerdem hat Eybach neben diversen und einem höchst interessanten Taleinschnitt ("Felsentäle")  gleich zwei Talkessel aufzuweisen. Den vorderen, in den der eigentliche Ort eingepasst ist und den hinteren, an der Abzweigung nach Waldhausen auf der Albhochfläche, in dessen einen Einschnitt ein Neubaugebiet nicht gerade ästhetisch eingefügt ist. Ob es reicht, diesbezüglich ein-, zweihundert Jahre zu warten?

Von diesem Standort an muss man nach Superlativen greifen, um den landschaftlichen Reizen gerecht zu werden. Einen der flachsten Taleinschnitte durchquert man mit einem der unsichtbarsten Bäche von der Durchgangsstraße aus gesehen, in einem weiteren Talkessel mit einer der imposantesten Felsenansammlungen muss man sich ob der einzuschlagenden Richtung entscheiden.